Von der Mosel und ihrer Bedeutung für Beilstein
Flüsse trennten Jahrhunderte lang Landschaften und Herrschaftsgebiete. Brücken gab es oft nur an wichtigen Orten und Handelsplätzen. Diese Handelsplätze siedelten sich zumeist an Orten an, wo Flüsse zusammenliefen (z.B. Koblenz) oder an Stellen, wo Flüsse recht schmal waren und Furten bildeten. Hieraus leiten sich Städtenamen wie Frankfurt, Straßfurt, Schweinfurt etc. ab. Zumeist waren die Menschen an den Flüssen aber angewiesen auf Fähren, Kähnen, Nachen und ähnliche Hilfsmittel. So auch an der Mosel. Brücken gab es bis ins 19./20. Jahrhundert an der Mosel lediglich in Koblenz und Trier.

Altes Luftbild aus den 1930er Jahren: Beilstein liegt als letzter Ort auf der rechten Seite der Mosel. Die waldreichen Hunsrückhöhen jenseits des rechten Ufers sind gut zu erkennen.


An der linken Uferseite sind umfangreiche Kribben- Werke zu entdecken.
Die Ellenz- Poltersdorfer Gemarkung umfasste ursprünglich auch das Gebiet des heutigen Beilsteins. Erst 1308 erhielt Beilstein durch königliche Verfügung das Stadtrecht. Trotzdem blieben vielfältige Verbindungen und gemeinsame Nutzungsrechte erhalten. So beispielsweise das Weiderecht fürs Vieh im Ellenz- Poltersdorfer Gemeindebann – gelegen auf der Beilsteiner Moselseite. Dieses Nutzungsrecht blieb bis ins 18. Jahrhundert erhalten und wurde von den Bewohnern beider Moselseiten genutzt. Auf die recht starke ökonomische Verflechtung beider Orte verweist auch das Ellenzer Grundbuch von 1720. Hiernach waren die Beilsteiner Grundherren die Grafen von Metternich bedeutende Landbesitzer in Ellenz- Poltersdorf, ebenso das Karmeliterkloster und die Beilsteiner Pfarrkirche. Desgleichen besaßen viele Beilsteiner Einwohner Gärten und Grundstücke auf der anderen Moselseite.
Beilstein besitzt kaum Fläche für Gärten.
Im gegenüberliegenden Ellenz- Poltersdorf besaßen viele Beilsteiner kleine Gärtchen oder hatten solche gepachtet.
Dazwischen lag allerdings die Mosel, die es zu überwinden galt.
Dieses Foto aus den 1920er Jahren bildet eine Gruppe von Beilsteinern auf der Fähre ab. Sie setzen gerade über von Ellenz nach Beilstein.


Das mitunter sehr waghalsige Beladen dieser Nachen machte die Moselquerung oft zu einem recht gefährlichen Vorhaben.
Hiervon zeugt u.a. ein Ereignis aus dem Jahr 1917.
Am 3. Januar 1917 versucht eine Gruppe von Männern ( u.a. russische Kriegsgefangene) einen vollbeladenen Mistkarren am Beilsteiner Ufer auf einen Nachen zu hieven.
Der überladene Nachen bekam Übergewicht und kenterte. In der eiskalten Mosel, die zudem noch Hochwasser führte, fanden elf Menschen den Tod.
Dieses nachkolorierte Foto von 1908 zeigt die Fähre beim Anlegen auf der Beilsteiner Seite.
Im Anschluss an die umfangreichen Erdarbeiten, d.h. dem teilweise Aufschütten und Angleichen des Uferbereiches auf ein identisches Bodenniveau Anfang der 1890er Jahre hat man auch eine stabil gemauerte steinerne Rampe am Moselufer errichtet.
Mauerstärke (etwa 80 cm Durchmesser) und Pflasterung sind auf dieser Aufnahme von 1938 noch besser zu sehen.
Die wohl recht stabile Ausfertigung des Bauwerkes mußte winterlichem Eisgang, aber auch zahlreichen Hochwässern (mit Treibgut, wie Ästen, Bäumen, Gerümpel) widerstehen.
Abgebrochen wurde die Rampe nach mehr als 70jähriger Nutzung erst 1964.
Mit dem Bau der Staustufen und der Erhöhung des Moselpegels um etwa drei Metern an dieser Stelle war die Rampe überflüssig geworden.
1935 wird schließlich eine Gierponte d.h. Hochseilfähre in Dienst gestellt.
Durch genaues Austarieren dieser Seile und die Stellung des Ruders konnte man mit Hilfe der Moselströmung von einem Ufer zum anderen gelangen.
Ab den 1960er Jahren nahm der Tourismus in Beilstein einen starken Aufschwung.
Waren es zunächst kleine Motorboote mit wenigen Gästen, landen heute Schiffe in Beilstein an, die bis zu 400 Personen befördern können.
Mittlerweile gibt es hierfür einen eigenen Landungssteg. Das war zu Beginn der 60er Jahre noch nicht nötig und die Beilsteiner Moselfähre tat auch hier ihren Dienst.
Ist sie gerade am anderen Ufer und man will hinüber, empfiehlt es sich wild zu gestikulieren und darauf zu hoffen, dass der Fährmann gerade keine Kaffeepause macht – ein Stück nostalgische Vergangenheit, aber irgendwie auch symphatisch in unserer schnelllebigen Zeit.
Wer sich in dieses interessante Thema noch weiter vertiefen möchte, dem empfehle ich an dieser Stelle eine wirklich gute und seriöse Internetquelle: Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.
Personenschifffahrt auf der Mosel in alter Zeit – Die Reisenachen