Mit 1000 Bildern durch 700 Jahre Beilsteiner Geschichte 12
Vom Stationsweg der „sieben Fußfälle“, der „Drei-Kreuze-Kapelle“ und dem spannenden Jahr 1652 in Beilstein
Wer sich aus dem mittelalterlichen Ortskern hinauf zur Burg und dem jüdischen Friedhof begibt, der findet auf dem Pfad rechter Hand in den Weinbergsmauern noch zwei Reliefplatten aus hellem Sandstein.
Die Motive, heutzutage nur noch sehr schwer erkennbar, geben offensichtlich Szenen aus der Passion Christi wieder.
Woher stammen die Reliefs?
Auch hier finden wir in der Chronik des Beilsteiner Pfarrers Schäfer (um 1900 publiziert) einen wertvollen Hinweis.
Er schreibt, dass es zu seiner Zeit noch sechs dieser Motivtafeln gegeben hat. Ihm zufolge hatten sich diese ursprünglich am Fußpfad befunden, der sich vom zeitweiligen (1636 -1692) Klostergebäude am Moselufer über den Schlossberg hoch schlängelte.
Im 19. Jahrhundert wurde der Schlossberg von seinem Besitzer P.J. Brauer als Weinlage neu angelegt und die Tafeln an eine andere Stelle im Ort versetzt.
Pastor Schäfer erwähnte es in seiner Chronik nicht explizit, aber es hat sich hier wohl um einen sogenannten „Sieben-Fußfälle-Stationsweg“ gehandelt.

Das erste Klostergebäude der Karmeliten von 1636 bis 1692. Fotografie zeigt den Zustand um 1860/70.


Beispiel für eine Kreuzigungsgruppe in der St. Getreu Kirche/Bamberg
Der Weg „zu den sieben Fußfällen“ entstand im 16. Jahrhundert als eine frühe Form des Kreuzweges.
An sieben Stationen wird auf die Passion Christi auf seinem Weg (Straße Via Dolorosa in Jerusalem) zum Hügel Golgatha gedacht. Seit dem 17./18. Jahrhundert wurde der Kreuzweg erweitert auf 14 Andachtspunkte. Waren die einzelnen Stationen bildlich, mitunter als Relief oder Bildstock gestaltet, so ist der 7. bzw. 12. Punkt vielfach aufwändiger gehalten. Die Kreuzigungsszene wird als „Golgatha-Gruppe“ vielfach skulptural in Lebensgröße errichtet. Christus dominiert die Figurengruppe.
Er wird eingerahmt vom „guten Schächer“ Dumachus zu seiner Rechten und dem „schlechten Schächer“ Gestas zu seiner Linken. Komplettiert wird das Ensemble manchmal durch Maria und seinen Lieblingsjünger Johannes.
Pastor Schäfer beschreibt als Endpunkt des Beilsteiner Stationsweges die „Drei-Kreuze-Kapelle“ südlich der Burg und nahe des jüdischen Friedhofes gelegen.
Hier muss sich nach Schäfers Bericht ursprünglich eine steinerne lebensgroße Kreuzigungsgruppe befunden haben.
Diese war mutmaßlich die siebte und letzte Station des Stationsweges. Schäfer konnte die Szene nur dem Hörensagen nach beschreiben, seine Interpretation ist allerdings nachvollziehbar.
Die drei steinernen Köpfe der Kreuzigungsgruppe waren um 1900 (und sind es auch heute noch) in der südlichen Giebelwand der Kapelle sichtbar eingefasst.

Beilsteiner Drei-Kreuze-Kapelle aus südlicher Richtung aufgenommen


Erzbischof/ Fürstbischof Lothar von Metternich (1551-1623)
Ein kleiner Ausflug in die Geschichte ist an dieser Stelle zum weiteren Verständnis unvermeidlich: 1637 starben die Winnerburger als Herrschergeschlecht auf Beilstein im Mannestamme aus. Beilstein wurde als sogenanntes erledigtes Lehen vom Trierer Domkapitel als Lehnsherr/ Lehnsgeber eingezogen.
Schon etliche Jahre zuvor hatte der Trierer Erzbischof Lothar von Metternich (1551-1623) in seiner Funktion als Fürstbischof d.h. Landesherr das Lehen seiner Verwandtschaft versprochen.
1637/38 sicherte das Trierer Domkapitel bzw. der Domprobst Emmericus Freiherr von Metternich seinen Verwandten den Erhalt der Lehnsgüter der Freiherren von Winneburg zu.
Erzbischof Lothar von Metternichs Nachfolger im Bischofsamt Philipp Christoph von Sötern stand mit seiner frankreichfreundlichen Haltung in Opposition zum Geschlecht der Metternichs und zog die Zusicherung zum Erhalt der Lehnsurkunde an das Geschlecht der Metternichs zurück.
Das Domkapitel beauftragte zunächst den Freiherrn Wilhelm von Metternich-Beilstein (1590-1652), einem Sohn von Erzbischof Metternichs Bruder Johann Dietrich von Metternich (1553-1625) mit der Verwaltung der Beilsteiner Güter.
Er war kurtrierischer Amtmann und stand in den Diensten des Domkapitels. Bischof Philipp Christoph von Sötern starb im Jahre 1652.

Erzbischof/ Fürstbischof Philipp Christoph von Sötern (1567-1652)

Erzbischof/ Fürstbischof Carl Kaspar von der Leyen (1618-1676)
Erst sein Nachfolger im Amte Carl Kaspar v.d. Leyen löste das Versprechen ein und belehnte im gleichen Jahr die Metternichs nun urkundlich mit den Beilsteiner Lehensgütern.
Im gleichen Jahr stirbt in Beilstein der Vater Freiherr Wilhelm von Metternich-Beilstein und die Herrschaft ergeht 1652 an seine Söhne. Domprobst Emmericus Freiherr von Metternich und das Trierer Domkapitel hatten bereits 1636 Patres aus dem Orden der Karmeliten nach Beilstein geholt.
Seine Neffen, die Brüder Metternich sicherten den Patres 1638 beim Versprechen der Lehensübertragung durch das Domkapitel einen Bauplatz (den Rammerberg) zum Bau eines großen Klosters in Beilstein, nebst einer Schenkung von 4000 Talern zu.
Das Projekt zog sich über etliche Jahre hin. Die Karmeliter Patres hausten in einem kleinen Bruchsteingebäude am Moselufer und fieberten ungeduldig dem versprochenen Baubeginn entgegen.
Die Brüder Metternich hatten es nicht eilig ihre Versprechen einzulösen – so warteten sie doch selber schon seit Jahren auf ihre Lehensurkunde.
Hier offenbart sich nun, warum das Jahr 1652 so wichtig war für Beilstein.
Nach der Überlieferung begann der Weg am provisorischen Klostergebäude am Moselufer, zog sich über den Schlossberg hinauf bis in die Nähe des jüdischen Friedhofes. War das ein Fingerzeig an die frommen Patres, sie sollen sich auf Dauer mit dem kleinen Klostergebäude am Moselufer zufrieden geben? Nun, es sollte noch mehr als dreißig Jahre dauern, bis die Metternichs schlussendlich am 7. April 1686 dann doch noch die Schenkung förmlich vollzogen, Grundsteinlegung für das Klostergebäude war bereits zwei Wochen später, am 23. April 1686. Der Umzug ins neue Klostergebäude fand am 30. Dezember 1692 statt.


Der jüdische Friedhof Beilsteins (Aufnahme etwa 1900)
Eine, nicht unwichtige Frage steht im Raum: Ist die Platzauswahl für die siebte Station, eine Kreuzigungsgruppe in unmittelbarer Sichtweite zum jüdischen Friedhof Zufall oder eine antijudaistische Provokation, wie es derlei von christlicher Seite aus im Spätmittelalter und früher Neuzeit im Reich vielfach gegeben hat?
Die jüdischen Trauergemeinden aus Beilstein und den umliegenden Dörfern mussten auf dem Fußweg zu ihrem Friedhof und zur Grablegung ihrer Verstorbenen direkt an der Kreuzigungsgruppe vorbei gehen.
Der ewige christliche Vorwurf an die Juden als „Gottesmörder“, die mittelbar für den Kreuzestod von Gottes Sohn verantwortlich seien, wurde symbolhaft an diesem Ort der jüdischen Gemeinde permanent vor Augen gehalten.

Kartenausschnitt aus: Tranchet & von Müffling 1803-1820, Blatt 171 kartografiert im Jahre 1810. Der, von mir eingesetzte gelbe Pfeil markiert die Lage des jüdischen Friedhofes, der rote Pfeil die Lage der Kapelle.
blauer Pfeil:
Altes Klostergebäude von 1636-1692
roter Pfeil:
Drei-Kreuze-Kapelle /ehemals Kreuzigungsgruppe
gelber Pfeil:
Friedhof der ehemaligen jüdischen Gemeinde Beilstein
weiße Pfeile:
heutiger Standort der letzten beiden Reliefplatten
Literatur- und Medienempfehlungen:
Pastor Schäfer: Beitrag zur Lokal Geschichte Beilsteins, Beilstein um 1900: https://www.dilibri.de/rlb/content/zoom/115422






Von der alten Jugendherberge auf dem Marktplatz
Beilstein war schon vor dem 1. Weltkrieg das Ziel von Schulklassen, Jugend- und Wandergruppen.
Also Personen, die nur kleines Geld für Übernachtung und Verpflegung zahlen konnten.
Diese seltene Aufnahme zeigt eine Gruppe von Pfadfindern im Sommer 1914 unterhalb der hohen Klostermauern, die den Beilsteiner Klostergarten umgaben.


Das „Kölzer-Haus“ mit dem dreistöckigen Speicher von der Ley (Schloßstraße) aus gesehen
Die Gemeinde hatte 1926 die Idee für Kinder und Jugendliche den riesigen Speicher über dem Weinkeller des Winzers Kölzer in der Bachstraße anzumieten.
Dieser geräumige Speicher bot auf drei Ebenen einige hundert Quadratmeter Raum für die Herrichtung einer einfachen und kargen Unterkunft.
Die Besucher waren gehalten auf einfachen Strohmatratzen zu nächtigen. Eine einzige Toilette und ein einfacher Wasserkran mussten reichen.
Fließendes Wasser war erst 1925, im Jahr zuvor, in die Beilsteiner Häuser verlegt worden.
Das Foto zeigt die mittlere und größte Speicherebene.


Der Beilsteiner Winzer Ludwig Sausen nahm sich der Aufgabe an und wurde in den anschließenden drei Jahren eine Art Herbergsvater in diesem improvisierten Speicher.
Die Versorgung mit Wasser, Strom, Heizung und sanitäre Probleme erforderten aber rasch eine andere Lösung.
Durch diese zweiflüglige Eichentüre (zweite Hälfte 19. Jhdt.) konnte der Speicher von den Gästen betreten werden.
Die Türe befand sich auf der Rückseite des Gebäudes, der sogenannten Ley (heute Schloßstraße).
Solche geteilten Türen gab es an der Mosel in vielen Wirtschaftsgebäuden.
Für das Betreten einer Person langte ein schmales Türsegment.
Für das Einbringen von Heu, Weinfässern, Gerätschaften etc. öffnete man beide Türflächen.
1928 erwarb der Deutsche Jugendherbergs Verband ein größeres Haus auf dem Marktplatz.
Das Gebäude, im 18. Jahrhundert errichtet, gehörte bis etwa 1900 einer jüdischen Familie im Ort.
Der kleine Raum im Dachboden (rote Markierung) wurde von der jüdischen Familie während des einwöchigen Sukkotfestes im Herbst genutzt.
Die Dachfläche konnte hierzu auf zwei Seiten, dem religiösen Ritus entsprechend, aufgeklappt werden.


Der Herbergsverband baute das Haus um und konnte 1929 die Beilsteiner Jugendherberge eröffnen.
Die wachsende Anzahl von Besuchern erforderte allerdings rasch einige Erweiterungsbauten.

Diese Aufnahme einer Mädchenschulklasse mit ihren Lehrerinnen entstand 1929/30

Eine alte, knorrige Weinrebe am gusseisernen Stützpfeiler ließ zu Beginn der 1930er Jahre mitunter die Terrasse komplett hinter Weinblättern verschwinden.
Zu Beginn der dreißiger Jahre wurde diese Außenterrasse aufgestockt und man schuf hierdurch einen großen Waschraum und zusätzliche Schlafplätze in der Dachschräge über dem Waschraum.
Ludwig Sausen und seine Ehefrau blieben bis 1960 die Herbergseltern.


Dieses Foto zeigt den kleinsten, nutzbaren Schlafraum der Jugendherberge, bis etwa 1900 von den Vorbesitzern genutzt für das Zelebrieren des jüdischen Laubhüttenfestes/ Sukkotfestes.
Die Herberge bot zeitweise mehr als 60 Kindern, Jugendlichen und ihren Begleitpersonen Unterkunft.


Im Reichsherbergsverzeichnis des Reichsverbandes für Deutsche Jugendherbergen E.V. von 1939 fand ich diese Kurzbeschreibung. Die Beilsteiner Jugendherberge wurde hier wie folgt klassifiziert bzw. beschrieben: Für Bootsfahrer günstig gelegen (Bofa), vom nächsten Bahnhof Kochem 9 Kilometer entfernt, Flussbad möglich (Fbd). Entfernung zum nächsten Spielplatz 30 Minuten (Spl). Es bestehen 50 Betten mit Decken (BmD) und weitere 20 Notlager mit Decken (NlmD). Ein heizbarer Tagesraum (Tr) und Kochgelegenheit (Kochg) zum Selbstabkochen stehen zur Verfügung. Verpflegung wird angeboten (Vpfl) Für weitere 66 Personen steht ein Lager zur Verfügung (damit war höchstwahrscheinlich der Dachboden /Speicher gemeint). Der Herbergswart (Hw) war Ludwig Sausen.

Anfang der 1960er Jahre stiegen die Anforderungen an bauliche Gegebenheiten und sanitäre Vorrichtungen auch in den Jugendherbergen. Das Jugendherbergswerk versäumte es in seiner Beilsteiner Herberge über etliche Jahre Umbauten und Instandhaltungsarbeiten im Gebäude durchzuführen. Fast zwangsläufig kam es dann zum Beschluss des Landesverbandes Rheinland-Pfalz des DJH die Beilsteiner Jugendherberge zum 1. April 1963 für immer zu schließen. Die Beilsteiner mögen es mit einem lachenden und einem weinenden Auge zur Kenntnis genommen haben. Haben die Kinder und Jugendlichen doch Leben in den Ort gebracht und insbesondere in den Abendstunden für eine gewisse Geräuschkulisse auf dem Marktplatz gesorgt. Der intensive Ausbau des Hotel- und Gaststättengewerbes zu Beginn der 60er Jahre im Ortskern war mit dem Bestehen einer Jugendherberge in demselben nur schwer in Einklang zu bringen.
Nicht selten werden heute bei älteren Beilsteinbesuchern im Angesicht der ehemaligen Jugendherberge ein paar „Tränchen der Erinnerung und Rührung“ verdrückt – so hat das Gebäude offensichtlich in fast 35 Jahren viele schöne Erinnerungen geprägt.
Zeitungsbericht zur Schließung der Jugendherberge 1963
Vom Tod im eisigen Moselwasser – das Beilsteiner Fährunglück am 3. Januar 1917

Oft wurden solche Karren, beladen mit Mist aus der Beilsteiner Viehhaltung auf die andere Moselseite transportiert. Dort hatten viele Beilsteiner Obst- und Gemüsegärten, denen der Mist als Dünger diente.
Am 3. Januar 1917 musste Beilstein ein schlimmes Unglück hinnehmen, welches elf Menschen das Leben kostete. Die Mosel hatte an diesem Tag extremes Hochwasser, was den Betrieb der Fähre nicht möglich machte. Sie war auf der, Beilstein gegenüberliegenden Seite in Ellenz festgemacht und der damalige Fährmann August Arnoldi war an ihr mit Wartungsarbeiten beschäftigt.
Um die Mittagszeit fand sich am Beilsteiner Ufer eine Gruppe von insgesamt 14 Personen zusammen, die auf die andere Flussseite übersetzen wollte. Josef Arnoldi der Sohn des Fährmannes Arnoldi entschied sich die Gruppe mit einem Nachen auf die andere Moselseite zu bringen.
Obwohl er nicht sehr erfahren war und von seinem Vater am anderen Moselufer vor diesem riskanten Vorhaben gewarnt wurde, ließ er nicht von seiner waghalsigen Entscheidung ab.
Neben der reißenden Strömung, die stets Merkmal des
Moselhochwassers ist, galt die unsachgemäße Zuladung eines überladenen Mistkarrens als Hauptgrund des Kenterns.
Der Karren war von vier russischen Kriegsgefangenen und ihrem Bewacher auf den Nachen verbracht worden und führte zu einem bedenklichen Tiefgang und hernach Wasseraufnahme des Bootes.
Der Versuch den Karren über Bord zu werfen führte dann zur heftigen Schlagseite und dem Kentern des Nachens innerhalb von wenigen Sekunden.

Solcherlei Kähne, an der Mosel Nachen genannt dienten dem Übersetzen kleinerer Personengruppen und Transportgütern.

Die vier russischen Arbeiter waren mit der Situation völlig überfordert, vielleicht waren sie vorher niemals mit landwirtschaftlicher Tätigkeit, geschweige denn einer Flussüberfahrt betraut gewesen.
Seit Beginn des Krieges wurden im deutschen Reichsgebiet ab August 1914 ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in Industrie und Landwirtschaft eingesetzt. An der Mosel wurde den Ortsgemeinden ab 1915 vor allem russische Kriegsgefangene zugeteilt.
Diese wurden über das zentrale Kriegsgefangenenlager Wahn
bei Köln verteilt. Im Jahre 1916 wuchs die Anzahl im gesamten deutschen Reich an auf etwa 1,5 Millionen Männer, davon waren 1,1 Millionen gezwungen in Industrie und Landwirtschaft zu arbeiten.
Dass die Behörden an der Mosel insbesondere Russen in Landwirtschaft und Weinbau einsetzten war kein Zufall.
Die Nähe zu Frankreich und die mitunter vergleichbare Berufstätigkeit im Weinbau bei deutschen Moselbewohnern und zahlreichen Franzosen führte durchaus zu einer nicht erwünschten Nähe der „verfeindeten Nationen“ im Alltag.


Diese unerwünschte Fraternisierung (Verbrüderung) galt gegenüber den russischen Soldaten als eher unwahrscheinlich – wurden diese in der deutschen Kriegspropaganda doch als grobe und dümmliche Gesellen dargestellt, wie dieses Beispiel aus dem Jahr 1914 verdeutlicht.
Eine antirussische Einstellung war in der deutschen Öffentlichkeit bereits in den Vorkriegsjahren, ja sogar bis weit in die sozialdemokratische Arbeiterbewegung verbreitet und bereitete u.a.den Boden für die anfängliche Kriegsbegeisterung, das sogenannte „Augusterlebnis“ des Jahres 1914.
Insgesamt befanden sich 14 Personen auf dem Nachen, nur
drei konnten gerettet werden, zwei Gymnasiasten aus Liesenich und ein Mädchen aus Poltersdorf. Die Beilsteiner Dorfchronik vermerkt 1917: „Herzzereißende Hilferufe wurden laut. Der Anblick der mit dem Tode kämpfenden Menschen muss grässlich gewesen sein – hier taucht ein Kopf, dort ein Arm auf. Die Kinder riefen in ihrer Todesangst nach ihrer Mutter.“
Den Tod in den Fluten fand der junge Arnoldi, die vier russischen Arbeiter und ihr Bewacher, ebenso zwei Frauen und ein Mädchen aus Poltersdorf. Die Beilsteiner beklagten den Tod ihrer beiden Schulkinder Gottlieb Gietz und dem dreizehnjährigen Ignaz Rees.
Obwohl das Kentern des Nachens auf beiden Moselseiten sofort bemerkt wurde, geeignete Rettungsmaßnahmen kamen zu spät. Auf der Beilsteiner Seite lag ein alter Nachen am Ufer, jedoch ohne Ruder und Fahrbaum

Dieses Foto, nur zwei Jahre später im Winter 1918/19 aufgenommen zeigt sehr bildhaft, wie sich die Mosel bei Hochwasser vor Beilstein gibt.
In der Not paddelten die Retter mit Schaufeln und mussten ständig Wasser aus dem lecken Nachen schaufeln. Auf der Ellenzer Seite konnte der Fährmann Arnoldi mit dem Rettungsbot der Fähre den Ertrinkenden schneller zur Hilfe eilen, konnte jedoch lediglich ein Mädchen aus Poltersdorf retten. Die beiden Schüler aus Liesenich konnten von Männern aus Ellenz aus dem Wasser gezogen werden. Zunächst bemächtigte sich der drei betroffenen Orte Beilstein, Ellenz und Poltersdorf eine ungeheure Aufregung, da man nicht genau wusste wie viele Personen sich auf dem Nachen befanden, erst im Laufe des Tages musste man dann die Zahl von elf Todesopfern bekannt geben.

Literatur- und Medienempfehlungen:
Zur Geschichte russischer Kriegsgefangener an der Mosel
– Großes Fährunglück zwischen Beilstein und Ellenz in Kreisjahrbuch Cochem-Zell 1993
Vitz Rainer u.a. (Autorenkollektiv): Kriegszeit Künstlerflugblätter – Kunst im Dienst von Krieg und Propaganda 1914-1916
