Mit 1000 Bildern durch 700 Jahre Beilsteiner Geschichte 1

Von schmalen Wegen und Pfaden zum Dornrößchen

 

Diese Abbildung, ein Kupferstich Matthäus Merians aus seinem Gesamtwerk Topographia Germaniae von 1646 bildet die Beilsteiner Burg gut vier Jahrzehnte vor ihrer Zerstörung durch französische Truppen in den Jahren 1688/89 ab.

Der Stich des bedeutenden Malers und Kupferstechers Merian (1593-1650) ist die älteste bekannte Darstellung Beilsteins und zeigt den Burgkomplex von Osten aus.

Die Mosel befindet sich somit hinter dem Burgkomplex.

Im Jahre 1830 hat der Maler und Buchautor Carl Bodmer die Burg aus nord-westlicher Richtung gemalt.

Zu diesem Zeitpunkt war sie schon nahezu eineinhalb Jahrhunderten eine Ruine.

Beilstein wird häufig das Dornrößchen der Mosel genannt – sprich hier ist die Zeit stehen geblieben…

…der Sinn dieser Aussage erschließt sich, vergegenwärtigt man sich, daß es lange Zeit keine Zufahrtsstraße an der Mosel gab. Auch die Zugänge vom Hunsrück waren allenfalls Trampelpfade.

Beilstein erreichte man mit der Fähre vom gegenüberliegenden Ellenz.

Das Städtchen war verkehrstechnisch im Mittelalter verhaftet.
(Foto etwa 1900)

Im Jahre 1905 wählte der Maler Carl Malchin als Motiv für sein großformatiges Ölgemälde Blick auf Beilstein und die Burgruine Metternich ziemlich genau diese Stelle.

Sein Bild war eine Auftragsarbeit für das Schweriner Weinhaus Uhle, wo es ab 1906 im Schankraum seinen Platz fand.

Der Zufahrtsweg nach Beilstein kann zu dieser Zeit wirklich nur als steiniger Pfad bezeichnet werden, kaum begehbar bei Regen, Eis oder Schnee.

Einige Jahre später (um das Jahr 1910) entstand diese Fotografie in etwa am gleichen Standort. Der Moseluferweg zeigte sich hier noch als steiniger, unbefestigter Pfad.

Die Mosel stand seinerzeit relativ hoch. Einige weitere Zentimeter noch; und der Uferweg dürfte überschwemmt gewesen sein, was ihn mitunter tagelang oder wochenlang unpassierbar machte.

Recht bemerkenswert sind die Holzmasten am linken Wegesrand.

Der Fortschritt in Form von Telefon-anschlüssen kam im Jahre 1905 nach Beilstein – elektrischer Strom erst in den 1920er Jahren.

Selbst zehn Jahre später, um das Jahr 1920 hatte sich an der bedauerlichen und präkeren Verkehrssituation nicht wirklich viel verbessert.

Der Zufahrtsweg ist noch immer nicht befestigt bzw. asphaltiert und Gegenverkehr wünschte man sich auf dieser engen Bahn besser auch nicht.

Auf diesem Foto (ebenfalls um 1920 aufgenommen) zeigt sich der Moseluferweg in nahezu gleichem Zustand, diesmal allerdings aus der entgegengesetzten Richtung aufgenommen, d.h. aus Beilstein herausführend.

Auch am anderen Ortsausgang Beilsteins (Richtung Briedern) war die Uferstrasse zu jenem Zeitpunkt noch nicht befestigt und lediglich ein schmaler Weg. Auf diesem Foto, 1920 unterhalb der Lipmann- Terrasse aufgenommen sind ebenfalls schon Telefonmasten zu sehen.

Das Hotel Lipmann verweist in dieser Werbeanzeige vom Sommer 1912 schon auf seine Telefonnummer, kann aber noch nicht mit elektrischem Licht werben, was andere Hotels in den größeren Moselorten zu diesem Zeitpunkt bereits werbeträchtig und stolz taten.

 

Aus dem Jahre 1919 stammt nebenstehende Fotografie.

Sie gibt den gleichen Telefonmasten und den kleineren Eckwarten der Lipmann´schen Terrasse, in diesem Falle aus süd-westlicher Richtung aufgenommen, wieder.

Auch der noch nicht befestigte und recht schmale Moseluferweg ist sehr gut zu erkennen.

 

Auf diesem schmalen Uferweg bewegen wir uns etwa 500 Meter weiter Richtung des Nachbarortes Briedern, wenden uns zurück nach Beilstein und blicken auf den damaligen sehr schmalen, unbefestigten Wirtschaftsweg.

 

Der Zustand dieses unterhalb von Beilstein verlaufenden und unbefestigten Uferweges ließ den Unmut der hiesigen Einwohnerschaft stetig anwachsen und führte im Sommer 1934 zu diesem Artikel in der Cochemer Zeitung.

 

Erst in den 1930er Jahren kam es dann zum Ausbau der Moseluferstrasse. Auf diesem Foto von 1938 oder 1939 ist die Moselstrasse Richtung Beilstein befestigt, verbreitert und besitzt sogar schon eine Art von Geländer oder Leitplanke zum Ufer hin.

Einige Jahre später entstanden diese zwei Aufnahmen. Die Straße am Ortseingang führt direkt am Bootshaus (heute Terrasse vom Restaurant Altes Zollhaus) vorbei.An dieser Stelle war sie so schmal, dass immer nur ein Fahrzeug den Engpass passieren konnte. (Beide Aufnahme um 1950)

Auf der Beilstein gegenüber liegenden Uferseite in Ellenz-Poltersdorf hat es schon sehr früh im Mittelalter einen befestigten Weg längs der Mosel gegeben.

Schiffe, die moselaufwärts d.h. gegen die Strömung Richtung Trier die Mosel befuhren, mußten getreidelt werden.
Das Treideln ist eine aufwändige und schwere Arbeit. Pferdegespanne wurden mit Seilen und Geschirr vor das Schiff gespannt und zogen auf den Treidelpfaden die schwere Last stromaufwärts.
Manchmal zwang die Armut und der Mangel an Pferden aber auch die Menschen dazu die Schiffe selber entlang des Ufers zu treideln.

(Foto etwa 1890)

Moselabwärts, also Richtung Koblenz machte die Strömung eine Fortbewegung sehr viel einfacher. Mit Hilfe einer langen, hölzernen Stakenstange, einem sogenannten Schorbaum stieß man sich vom Moselgrund ab und hielt das Schiff in der gewünschten Fahrrinne, weit genug vom Ufer entfernt. War die Strömung zu gering, gab man durch den Einsatz eines Schorbaums dem Schiff zusätzlichen Schub zur Fortbewegung. Diese ebenfalls sehr schwere körperliche Arbeit, an der Mosel Stieweln genannt, wurde von Arbeitern auf dem Vorschiff geleistet.


Dieses Foto ( etwa 1900 aufgenommen) zeigt, dass der Ellenzer Uferweg offensichtlich auch geeignet war um ihn mit einem Fahrrad zu befahren. Als Treidelpfad wurde er zu diesem Zeitpunkt bereits seit einem halben Jahrhundert kaum mehr benötigt. Seit den 1840er Jahren befuhren Dampfschiffe die Mosel und machten das Jahrhunderte währende Treideln zunehmend überflüssig.

Eine Fotografie, die Rätsel aufgibt:
Eine Gruppe von Sommerfrischlern (so nannte man Touristen vor dem 1. Weltkrieg) mit ihren Rädern vor Beilsteiner Kulisse. Zwei Männer und drei Frauen müssen sich vier Fahrräder teilen. Kann man sich wirklich vorstellen, dass die Damen mit ihren bodenlangen, weißen Kleidern und den riesigen Hüten ein Fahrrad bestiegen haben? Auch dürfte es sich kaum um einheimische Moselaner gehandelt haben. Solche Beinkleider und Hüte waren schier unbezahlbar in den Winzerdörfern der Jahrhundertwende. Die Aufnahme entstand mit Sicherheit vor 1910, der Lipmann´sche Rundturm, 1910 abgetragen, befindet sich noch am Moselufer.

Hier ein Fahrplanverzeichnis in anspruchsvoller grafischer Gestaltung aus den Anfangsjahren der Mosel-Dampfschifffahrt. Die
Neue Dampfschiffahrtsgesellschaft wirbt hier in den 1840er Jahren mit ihrer regelmäßigen Verbindung Trier – Koblenz. Für Personen, aber auch Waren aller Art war das die schnellste Verbindung zwischen beiden Städten. Erst mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Koblenz – Trier im Jahre 1879 reduzierte sich die Dampfschifffahrt auf dieser Moselstrecke auf ihre touristische Bedeutung.

 

 

Hier ein Beispiel für einen Ausflugsdampfer. Der Raddampfer „Marienburg“ fährt in den 1920er Jahren moselaufwärts an der Kulisse von Beilstein vorbei.

Diese Moselverlaufkarte der Dampfschifffahrtsgesellschaft aus dem Jahre 1845 informierte den Fahrgast über das Bestehen von Anlegestellen bzw. Kahnstationen an den verschiedenen Moselorten.
Am Haltepunkt Beilstein wurden die Passagiere 1845 vom Flussdampfer mittels Kähnen zum Beilsteiner Ufer gebracht.

Erst sehr viel später erhielt Beilstein eine Uferstrasse. Auf dem nun folgenden Foto von 1875 gibt es noch keinerlei Befestigung zum Fluß. Die Bachstrasse, die Strasse „Hinter Port“ und alle Grundstücke erstreckten sich über unbefestigte Geröllhalden in die Mosel.

 

 

 

 

 

Rund 15 Jahre später um 1890 hat es am Moselufer offensichtich gewaltige Erdarbeiten gegeben.

Der unbefestigte Moselstrand wurde um einige Meter aufgeschüttet und man plante ein Bodenniveau in der Höhe, der von mir im Folgenden eingezeichneten roten Linie.

Die Moseluferstraße und ihre Häuserfront im Wandel der Zeit

Hierdurch geriet u.a. die unterste Ebene des Zollhauses zum großen Teil unter das neue Bodenniveau. Die Umfassungsmauern des alten Friedhofes (heute Terrasse des Hotel Haus Lipmann) wurden ebenfalls um etwa zwei bis drei Meter angeschüttet. Die Zuleitung der beiden Bäche ( verlaufend unter der Bachstrasse und der Strasse „Hinter Port“) verlegte man in Tunneln unter das Strassenniveau. Das Ergebnis dieser umfangreichen Arbeiten ist auf dem nun folgenden Foto ( von etwa 1890) zu sehen.

Dieses dürfte wohl eines der ältesten Fotos der Beilsteiner Moselfront sein. Die Häuserreihe markiert den Verlauf der ehemaligen Stadtmauer zur Mosel hin. Das auskragende und von zwei runden Ecktürmchen umfasste Areal war der ehemalige christliche Friedhof des Ortes. Er lag in unmittelbarer Nähe der alten Pfarrkirche von 1310 auf dem Marktplatz (heute Bürgerhaus). Die Kirche ist erkennbar an dem großen Satteldach, traufseitig zur Mosel hin ausgerichtet.

Der Friedhof wurde mutmaßlich bis zum Umzug der Pfarrkirche in die Klosterkirche auf dem Rammers Berg Anfang des 19. Jahrhunderts mit Grabstätten belegt. Das Bodenniveau im Inneren der Umfassung lag um etwa drei Meter über dem äußeren Niveau und bewahrte die zu Grabe Getragenen bei Moselhochwasser vor mitunter doch recht unschönen und unerwünschten maritimen Ausflügen auf den Marktplatz oder gleich auf die Mosel.

Um 1850 wurde der Friedhof zu einem Gärtchen umgestaltet und schließlich baute 1875 Daniel Lipmann ( Besitzer des Hotel Lipmann ) auf diesem Grund einen geräumigen Saal den „Rittersaal“ und eine wunderschöne Moselterrasse. Heute führt die Mosel Uferstraße direkt an der Mauerumfassung vorbei (etwa in Höhe der dreieckigen Maueröffnung).

Am Ufer erkennbar liegen einige Nachen, die über Jahrhunderte den Beilsteinern das Befahren und Überqueren der Mosel ermöglichten. Vor einem der Nachen steht ein Mann, der für diese Aufnahme wohl einige Zeit in seiner Position verharren musste. Um 1860, als diese Fotografie gemacht wurde, gab es noch sehr lange Belichtungszeiten.

Deswegen haben wir auf solchen Fotos nur recht selten Menschen und wenn, dann in einer gewissen starren Haltung. Interessant auch die beiden Häuser ganz links, da sie nicht mit der heutigen Bebauung übereinstimmen.

Es gab um 1880 an der Moselhäuserfront einen großen Brand, bei dem 6 oder 7 Häuser abgebrannt sind. (Foto etwa um 1860)

Daniel Lipmann
(1830-1884)

Nach einer alten Beilsteiner Chronik aus der Jahrhundertwende ist bereits rund 30 Jahre vorher (nachweislich vor 1869) bei einem anderen Brand das überbaute Westportal, das war das Hauptstadttor zur Mosel hin abgebrannt. Vom Westportal konnte ich leider bis heute weder ein Foto noch ein verlässliches Gemälde finden. Ein Katasterplan von 1869 lokalisiert den Standort des moselseitigen Stadttores jedoch sehr exakt. Es hat nördlich von Haus Nummer 6 gestanden. Das Haus Nummer 4 kragt übrigens um zwei bis drei Meter über die Flucht der ehemaligen Stadtmauer hinaus. Es dürfte sich um einen Erweiterungsbau von Haus Nummer 2 handeln. Zu datieren frühestens in die preußische Zeitepoche ab 1815. Erst ab da wurde den Beilsteinern erlaubt über den Grund der Stadtmauer hinaus ihre Häuser zu erweitern (siehe hierzu auch: Erweiterung der Synagoge).

Besitzverhältnisse der sechs Häuser: hier

Nur recht eingeschränkte Beweisfähigkeit besitzt dieses Gemälde des belgischen Malers Jacques Francois Carabain aus dem Jahre 1852. Carabain, als Liebhaber mittelalterlicher und barocker Stadtansichten, aber auch viele englischen Maler aus der Mitte des 19. Jahrhunderts waren in der Interpretation des Rhein- und Moseltales in ihrer Fantasie kaum zu halten.

Sie veränderten die Motive im Moseltal entsprechend dem romantischen Kunstgeschmack jener Zeit, wie es vor allem der englische Kunstmarkt einforderte.Trotzdem hat Carabain sich bei einigen Häusern doch weitestgehend an die Wirklichkeit gehalten.
Inwieweit die Gestaltung des Portals der Realität zu diesem Zeitpunkt entsprach, hier können wir heute leider nur spekulieren.

Verlassen wir den Boden der Spekulation. Diese Fotografie bildet die Moselfront  zwischen etwa 1895 und 1910 (Teilabriss des Rundturmes an der Lipmann`schen Terrasse). Bedeutende bauliche Veränderungen fallen auf. Die vier zur Mosel hin gelegenen Häuser, die dem Brand zum Opfer fielen, wurden zwischenzeitlich ersetzt durch jetzt nur noch drei traufseitige Neubauten. Der Ortseingang zur Bachstraße hin dürfte sich somit um einiges verbreitert haben.

Auch gibt es kein überbautes Eingangsportal in den Ort. Das zweite Haus von links (Zwerchgiebel mit Zwillingsfenster) kragt ähnlich wie das Vorgängergebäude über die Flucht der Nachbarhäuser hinaus. Man hat wohl die Grundmauern und Keller der Vorgängergebäude bei den Neubauten teilweise übernommen.

Die These hat Sinn, wenn man sich dieses Foto von ca. 1890 anschaut.

Kurz nach dem Brand ist erst eines der zerstörten Häuser wieder aufgebaut. Von den übrigen drei Häusern hat man zumindest einige Reste vom Kellergeschoss und den Grundmauern stehen lassen.

Durch die entstandene Baulücke konnte man einige Jahre von der Mosel aus auf die Front des heutigen „Hotels Gute Quelle“ blicken.

Um 1895 herum wurde diese Lücke durch eine teilweise Überbauung stehengelassener Kellergeschosse wieder geschlossen.

 

Der hier beschriebene bauliche Zustand mit seiner ungefähren
Datierung lassen sich u.a.nachweisen durch diese belgische Ansichtskarte.

Der Schreiber war mit seiner Datierung äußerst genau: 20. Juni 1898, nachmittags 16.15 Uhr.

 

Eine grafisch sehr ähnlich gestaltete Ansichtskarte, die wohl in
den 1880er Jahren verschickt wurde, zeigt die moselseitige Bebauung – hier allerdings noch mit den Häusern, die dem großen Brand kurze Zeit später zum Opfer fielen.

Das Schließen der Baulücke ist auf dieser Aufnahme von etwa 1900 recht gut zu erkennen. Interessanterweise hat man zu diesem Zeitpunkt beim nördlichst gelegenen Neubau noch darauf verzichtet in die Giebelfassade Fenster einzubauen.Das hätte bei der Tiefe des Grundstückes bzw. des Gebäudes durchaus Sinn gemacht und ist schließlich einige Jahre später auch nachgeholt worden. Wahrscheinlich war man um das Jahr 1900 noch davon ausgegangen, dass auch das vierte und letzte beim Brand zerstörte Haus an dieser Stelle auf das noch vorhandene Kellergeschoss ( auf diesem Foto gut zusehen) wieder aufgebaut würde. Dazu ist es dann nicht mehr gekommen. Um die Jahrhundertwende wurde schlussendlich auch das letzte Keller- bzw. Untergeschossfragment abgerissen und der Zugang zur Bachstrasse auf die noch heute bestehende Breite erweitert.

Wer oder was die Neubebauung verhinderte, kann heute nur gemutmaßt werden. Hier kommt der Geheime Oberbaurat Höffgen ins Spiel. Carl Höffgen übernahm 1884 die Leitung des Wasserbauamtes in Cochem. Er suchte und fand zu dieser Zeit eine angemessene Unterkunft für sich und seine Frau. Diese entdeckte er in Beilstein in dem großen Eckhaus am Anfang der Bachstrasse. Er baute das Haus umfangreich um und verpasste ihm (zur Mosel ausgerichtet) auf zwei Seiten und zwei Etagen einen umlaufenden Balkon – teilweise sogar als Wintergarten verglast. Was ihn sicherlich verdrießlich stimmte, war die dichte Bebauung am Moselufer, die sein Objekt mit Fug und Recht zu einem „Haus kein Moselblick“ machte. Da kam ihm der große Brand doch recht gelegen (ein Schelm, wer böses dabei denkt…). Jedenfalls dürfte er großes Interesse daran gehabt haben den Baugrund nicht mehr neu zu bebauen und ihm damit freie Sicht auf die Mosel zu geben. Ob und wie er an der Umgestaltung, d.h. Verbreiterung der Bachstrasse an dieser Stelle beteiligt war, ist 120 Jahre später kaum noch zu klären. Die beiden neu errichteten Gebäude wurden jedenfalls über die ganze Tiefe des Grundstückes bis hin zum Marktplatz bebaut. Die Satteldächer erhielten einen recht flachen Neigungswinkel. Für historische Gebäude an der Mosel war das recht untypisch. Eine Belichtung im Inneren dürfte für den Architekten eine ziemliche Herausforderung gewesen sein.

Zumindest im Haus, welches zur Mosel hin noch drei weitere Meter  auskragte, war eine Belichtung des Treppenhauses durch Außenfenster unmöglich.

Hier baute man ein großflächiges Glasfenster in das östliche Satteldach ein. Eine Idee, die um 1900 ziemlich innovativ gewesen sein dürfte.

Fotos aus den 1950er Jahren zeigen dieses Dach bereits ohne das riesige Glasfenster.

Wasserschäden bzw. technische Probleme waren da wohl ursächlich für den Rückbau.

Katasterplan Beilstein (Auszug) 1869

Dieser Auszug aus einem alten Katasterplan von 1869 macht die ehemaligen Flurstücke und deren Bebauung noch einmal deutlich. 1869 war das vormalige Hauptstadttor (zur Mosel hin gelegen) offensichtlich nicht mehr überbaut. Es wurde nach dem Brand, einige Jahre zuvor wohl abgetragen. Die eingetragenen Grundstücke und deren Bebauung auf dem Katasterplan lassen jedoch einen genauen Rückschluss auf die 1869 vorhandene Breite des Eingangsbereiches zu. Die, laut Plan verzeichnete Lücke von etwa 3,70 Metern macht Sinn. Rechnet man an jeder Seite eine angenommene Mauerstärke von 40 cm ab, bleibt eine Durchgangsbreite von etwa 2,90 Metern übrig. Dieses entspricht ziemlich genau den von J.F. Carabain vorgenommenen und in seinem Bild umgesetzten Proportionen des Stadttores. Der Umstand spricht für eine gewisse Detailtreue Carabains zumindest in dieser Hinsicht. Das (von mir im Plan gelb gekennzeichnete) Grundstück entspricht dem nördlichsten und nach dem 1880er Brand nicht wieder aufgebauten Haus. Der Baugrund wurde der Straße zugeschlagen und ermöglichte die Verbreiterung auf die heutigen Maße von etwa 8 Metern. Der nun folgende Katasterplan (35 Jahre älter) stammt aus dem Jahre 1834. Zu diesem Zeitpunkt stand das überbaute Hauptstadttor an der Moselfront noch. Es ist auf dem Plan durch eine gestrichelte Linie eingezeichnet.

Moselhäuserfront um 1875

Katasterplan Beilstein (Auszug) 1834

Dieses ist das deutlichste und bestechendeste Fotodokument, das ich bis heute recherchieren konnte, auf welchem die enge Ortseinfahrt vor dem großen Brand gut nachzuvollziehen ist. Es handelt sich um eine Stereofotografie, die dankenswerter weise noch dazu exakt datiert ist. Somit können wir den Großbrand mit Bestimmtheit datieren auf einen Zeitpunkt nach dem 26. Juni 1881. Die Detailvergrößerung mit dem roten Markierungsbalken gibt uns zudem auch eine ziemlich genaue Vorstellung zur damals bestehenden Straßenbreite.
(Aufnahme: 26.6.1881)