Nachruf Carl Höffgen
Am 29. Mal d. J. starb in Beilstein a. d. Mosel der Geheime Oberbaurat, Vortragende Rat a. D. Höffgen. Nur wenige Ruhejahre waren ihm nach langer Berufsarbeit vergönnt gewesen. Karl Höffgen war am 16. Juli 1843 in Thun im Kanton Bern geboren. Er besuchte anfänglich die Kantonschule in Zürich, demnächst das Realgymnasium in Ruhrort und bestand hier 1866 die Abgangsprüfung. Nach einjähriger Vorbereitungszeit für den Staatsbaudienst beim Stadtbaurat Wäsemann in Berlin und dem Besuch der Berliner Bauakademie wurde er 1867 zum Bauführer ernannt. Vorher schon hatte er an dem Feldzuge 1866 verdienstvollen Anteil genommen. Als Bauführer war er bei dem Bau einer Landstraße im Kreise Rastenburg und demnächst bei dem Bau der Köslin–Danziger Eisenhahn beschäftigt. Dann kam das Kriegsjahr 1870/71. Wir sehen unsern Höffgen wiederum in den Reihen der Landesverteidiger. Ende des Jahres 1873 bestand er die Baumeisterprüfung. Als solcher war er zunächst beim Bau der Moselbahn in Alf beschäftigt, später im Jahre 1879 unter Ernennung zum Landbaumeister bei der Regierung in Oppeln. Hier wurde er 1880 zum Wasserbauinspektor befördert. Nach einer einjährigen Tätigkeit als Rheinschiffahrtsinspektor in Koblenz übernahm er 1884 die Leitung des Wasserbauamts in Kochem a. d. Mosel. Fünf Jahre später, 1889, kam er als technischer Hilfsarbeiter zur Weichselstrombauverwaltung nach Danzig und bald darauf als wasserbautechnisches Mitglied an die Regierung in Magdeburg. Hier erfolgte 1891 seine Ernennung zum Regierungs- und Baurat. Im Dezember 1897 wurde Höffgen mit dem Titel Geheimer Baurat zur Elbstrombauverwaltung versetzt und im Februar 1898 zum Elbstrombaudirektor ernannt. Nur vier Jahre bekleidete er dies wichtige Amt, verstand es aber, in dieser Zeit sich volle Anerkennung zu verschaffen. Die Folge war, daß der Minister ihn im Dezember 1901 als Hilfsarbeiter in das Ministerium der öffentlichen Arbeiten berief. Am l. Januar 1903 wurde er zum Vortragenden Rat und im Februar 1906 zum Geheimen Oberbaurat ernannt. Seine verdienstvolle Tätigkeit im Staatsdienste wurde durch die Verleihung des Roten Adler-Ordens IV. und III. Klasse sowie später des Kronen – Ordens II. Klasse anerkannt. Seine besonderen Verdienste um die Hebung der Elbschiffahrt wurden auch außerhalb Preußens gewürdigt: er erhielt im Jahre 1900 das Offizierkreuz des Königlich sächsischen Albrecht-Ordens und 1901 das Ritterkreuz I. Klasse des Herzoglich anhaltinischen Ordens Albrechts des Bären. Das liebenswürdige allezeit freundliche Wesen des Verstorbenen hat ihm überall, wohin er kam, sehr bald die Zuneigung der Vorgesetzten und die Verehrung seiner Untergebenen gewonnen. Mit einer vornehmen Erscheinung, einem ritterlichen Auftreten verband er eine durchaus vornehme Gesinnung. So war es erklärlich, daß er viele Freunde gewann. Die Geselligkeit, die er und seine in jeder Beziehung ihm ähnliche Gattin pflegten, hat das Haus Höffgen überall zum Mittelpunkt eines Kreises guter Freunde gemacht. Die angegriffene Gesundheit nötigte ihn leider, schon am l. Oktober 1906 den Abschied zu nehmen. Er verbrachte die Ruhezeit, die nun folgte, auf seinem schönen Landgut in Beilstein a. d. Mosel inmitten seiner Weinberge. Leider wurde diese Zeit durch das frühe Hinscheiden seiner vortrefflichen Gattin im September 1913 getrübt. Seitdem verschlimmerte sich sein Leiden, eine Arterien-Verkalkung, so sehr, daß er zuletzt genötigt wurde, ein Krankenhaus in Koblenz aufzusuchen. Die erhoffte Genesung blieb aus. Die Krankheit nahm so zu, daß er am 29. Mai 1915 die Augen schloß. Es bleibt dem vortrefflichen Manne bei Allen, die ihn kannten, ein gutes Andenken dauernd gesichert.
aus Zentralblatt der Bauverwaltung Nr.49/1915, Berlin, Gerhardt