Schulchronik Jahr 1950

Der Winter verlief mild und ohne Schnee. Das Frühjahr ist kühl und bringt reichlich Niederschläge. Der Kartoffelkäfer tritt in noch nie dagewesenen Massen auf.

Kinderzahl

Ostern wir ein Mädchen in die Schule aufgenommen. Ein Junge (Ekkehard Hoppstein) geht zur höheren Schule nach Cochem. Die Schülerzahl sinkt auf 27.

Erziehersorgen. 2 krasse Beispiele

Ferdi soll und will Pater werden. Der Vater erzählt es jedem, der es hören will, daß sein Bub nächstes Jahr nach Bamberg ins Internat der Karmeliten kommt und dann glänzend versorgt  sei, denn die Patres hätten doch ein feines Leben. Ferdi aber baut Altärchen, ahmt den Priester am Altare nach oder spielt irgendwo. Schularbeit ist ihm indessen ein Greuel. Ohne jede Vorbereitung erscheint der Goldjunge ungewaschen und zerrissen in der Schule und macht dem Lehrer recht viele Sorgen. Das Zeugnis fällt dementsprechend aus. Die Mutter läßt noch Ferdi dem Lehrer sagen, das Zeugnis „estemiere“ sie nicht, Ferdi würde schon sein Brot später verdienen. Der Vater spricht mit dem Lehrer gelegentlich über Ferdis Zukunft. Der Lehrer äußert sich sehr pessemistisch. „Ja was soll ich mit ihm machen“, entrüstet sich der Vater, „zum Schaffen ist der Kerl auch zu faul.“

„Peter soll besser Eisenbahner werden und deshalb die höhere Schule besuchen“, verrät eine andere Mutter. Peter war und ist ein rechter Lausbube, wirft den Kindern Löcher in die Köpfe, ist bei jeder Schelmerei dabei, frech, verlogen und ungezogen in jeder Weise, unter dem Durchschnitt begabt und dabei faul im höchsten Grade. Der Lehrer wollte ihm die Unarten ein wenig abgewöhnen und faßte ihn streng an. Darauf schrieb die Mutter einen groben Brief und drohte. Peter und sein ebenbürtiger Bruder wurden gegen den Lehrer aufgehetzt. Die Kinder gehen diesem sauberen Geschwisterpaar schon aus dem Wege. Nun kommt die Mutter, sieht ein, daß sie große Fehler bei der Erziehung ihrer Kinder gemacht hat und bittet, alles aufzubieten, daß Peter die Aufnahmepfrüfung für die höhere Schule besteht, – Das ist ein ganz aussichtsloses Beginnen, denn Peter hat niemals sein Einmaleins gelernt, schreibt unleserlich und fehlerhaft.

In beiden Fällen haben sich die Eltern nie um die Schularbeit ihrer Kinder gekümmert, und nun sollen ausgerechnet die schlechtesten Schüler der Klasse zur höheren Schule.

Filmgerät

Der Schule wurde von der Kreisbildstelle ein Schmalfilmgerät und ein Kleinbildwerfer zugewiesen.

Die wunderbare schwarze Muttergottes von Beilstein kehrt heim

Den Bemühungen des Priors der Karmeliten in Beilstein, Pater Dominicus Gaul, ist es gelungen, das alte Gnadenbild wieder nach Beilstein zu bringen. Der jetzt lebenden Generation wird die Rückführung der schwarzen Madonna per Schiff, die Ankunft in Beilstein, der Zug zur Kirche und vorallem die Feierlichkeit am Skapulierfest unvergeßlich bleiben. Folgende Ausschnitte berichten über Geschichte, Rückkehr und Aufstellung.

———————————————————————————————————Zeitungsartikel eingeklebt in der Chronik auf Seite 87 und 88

Schulentlassung

Der Tag der Schulentlassung wurde feierlich begangen. Im Frühgottesdienst, den der Kinderchor durch zwei- und dreistimmigen Gesang verschönerte, hielt Pater Prior eine eindrucksvolle Ansprache. Im festlich geschmückten Schulsaal wurden darauf 2 Mädchen und ein Junge in einer netten Feier, der die Patres des Klosters und die Eltern beiwohnten, entlassen. Die Schülerzahl sank auf 24.

Sängerfest MGV Moselgruß Beilstein 1950

Das Fest fand am 5. Und 6. August statt. Einen Teil des Reinertrages (360 DM) verwandte der Verein zu einer Fahrt nach Idar-Oberstein-Bingen- Koblenz, die den Sängern sehr lehrreich war und viel Freude brachte.

Schulausflug

Am 1. September unternahm die Schule einen größeren Ausflug, an dem auch Herr Pater Prior und ein Teil der Elternschaft teilnahm. Die Fahrt führte am Ulmer Maar vorbei zum Nürnburgring und weiter über Achenau zur Ahr. In Maischloß wurde die Kellerei besichtigt, in Neuenahr lernten die Kinder Anlagen und Betrieb eines Badeortes kennen. In Remagen lohnte der Aufstieg zur Apollinariskirche. Durch das Brohltal ging es zum Laacher See und über Mayen zurück zur Mosel. – Dieser gemeinschaftliche Ausflug fand bei den Eltern großen Anklang  und ist für die Erziehungsarbeit der Schule von großem Nutzen.

Der erste Pilgerzug nach Beilstein

Am 6. September unternahmen die Kochemer Mütter unter Leitung ihres Dechanten eine Wallfahrt nach Beilstein. Es war die erste geschlossene Wallfahrt seit der Rückkehr des Gnadenbildes.

Sportfest der Schulen in Mesenich

Am 8. September fanden sich die Schulen Senheim, Senhals-Nehren, Mesenich, Briedern und Beilstein auf dem Mesenicher Sportplatz zu ihrem diesjährigen Sportfest ein. In den Einzelwettkämpfen – 60m- Lauf, Wurf und Weitsprung errangen folgende Schüler unserer Schule Preise:

Hannelore Schröder        mit 61 Punkten I.Preis
Theo Equit                         mit 51 Punkten II.Preis
Hekla Jobelius                  mit 49 Punkten III. Preis
Kurt Kochems                  mit 45 Punkten III. Preis
Ferdi Arnoldi                    mit 42 Punkten III. Preis

Firmung

Am 29. September spendete Weihbischof Metzroth 78 Kindern das Sakrament der Firmung.

Einwohnerzahl

Die Volkszählung am 13.9.50 ergab 214 Einwohner, davon 97 männlichen und 117 weiblichen Geschlechtes.

Weinlese

Die Lese begann am 13. Oktober und ergab einen vollen Herbst. Das Mostgewicht schwankte zwischen 70-92 Grad nach Öchsle bei 8-14 Promille Säure. Es trat Faßmangel ein, sodaß der Preis für ein solches von 180 DM auf 240 DM stieg. Manche Winzer mußten Most zum Verkauf anbieten, um leere Fässer zu bekommen. Für einen Fuder Most wurde der Spotpreis von 450-500 DM bezahlt.

Schulofen

Da der alte Schulofen durch starke Rauchentwicklung den Unterricht sehr erschwerte, beschaffte die Gemeinde für 200 DM einen neuen Ofen.

Elternversammlung

Am 23. November fand eine Elternversammlung statt, in der die Eltern dringend gebeten wurden, die schwere Arbeit der Schule zu unterstützen und ihre Kinder zu gewissenhaften Verrichtung der Hausaufgaben anzuhalten.  Die Eltern plädierten für ein energisches Durchgreifen bei Faulheit und Verfehlungen, gaben teilweise zu, daß die Jugend ihren Händen entglitten sei und bedauerten sehr, daß der Stock in der Schule nicht mehr wie in ihrer Jugendzeit angewendet werde. Leider fehlten die Eltern, die aus dieser Versammlung so manches hätten mit nach Hause nehmen können. Lobend sprach man sich über die Leistungen des Kinderchores aus, der bei festlichen Gelegenheiten und während des Gottesdienstes in Erscheinung tritt und wegen des reinen mehrstimmigen Gesanges besonders auch die Bewunderung der fremden Gäste erhält. Mit nun 10 Stimmen werden 20 mal 3stimmige Lieder vorgetragen.

Mitternachtsmette

Wie im vorigen so fand auch in diesem Jahre die Christmette um Mitternacht statt. Auf die Ausschmückung der Kirche hatte man besonderen Wert gelegt. Vor dem Hochaltar standen 4 große mit elektrischen Kerzen geschmückte Tannen. Die Krippe war zu einem kleinen Waldidyll gestaltet. Auf dem Vorplatz der Kirche stand eine lichtergeschmückte Tanne. Von nah und fern eilte man in Scharen herbei und füllte die Kirche bis zum letzten Stehplatz. Man schätzte die Zahl der Mettenbesucher auf 800-900. Die Kollekte, die für den Bau der Marienkapelle gehalten wurde, ergab allerdings nur 66 DM.. Vor der Mette wurde eine kurze Krippenfeier gehalten, deren Programm folgendes war: Mit dem Glockenschlag schritt der Kinderchor, gefolgt von den Meßdienern und der Geistlichkeit zu beiden Seiten des Altars hervorkommend mit klingenden Glöckchen „Ihr Kinderlein kommend“ singend zur Krippe. Es folgte ein kurzes Gedicht, worauf der Kinderchor „Laßt uns lauschen, heilige Engel“ sang. Wieder folgte ein sinniger Spruch, auf ihn ein Sopransolo (Schlaf mein Kindlein, schlaf) mit Orgelbegleitung folgte. Nach einem dritten Gedicht sang der Chor: „ Christen eilet her zur Krippe“ und beschlß hiermit die Krippenfeier. Das feierliche Mettenamt umrahmte der Chor mit schönen alten Weihnachtschören. Über 400 Kommunionen wurden während derselben ausgeteilt.