Schulchronik Jahr 1949

Gründung der Kolpingfamilie Beilstein

Pater Dominicus Gaul hat sich der heranwachsenden Jugend besonders angenommen. Zu seinen Vortrags- und Ausspracheabenden erschien nach und nach fast restlos die männliche Jugend von Beilstein und Briedern. Aus den Dörfern von Bruttig bis Senheim fanden sich Interessierte ein. So wurde dann am 9. Januar die Kolpingfamilie gegründet, der auch jüngere und ältere Männer im Altkolping beitraten.

Haussegnung

Der in manchen Gegenden Deutschlands übliche Brauch der kirchlichen Haussegnung in der Dreikönigsoktave wurde in diesem Jahre auch hier erstmalig durchgeführt. Im Chormantel schritt der Pater, von 4 Meßdienern begleitet, von Haus zu Haus, legte Weihrauch auf, sprengte mit Weihwasser und schrieb mit Kreide an die Haustüre „Wer die Haussegnung nicht wünscht“, verkündete er, „möge es mir mitteilen, sonst komme ich in jedes Haus.“ Es hat sich niemand gemeldet. Nur ein älterer Junggeselle machte sich an dem Tag still davon. Bei seiner Rückkehr wunderte er sich über die 3 Kreuze an seiner Haustür.

25.I.49 Kahlki

Elternabend

Am Fastnachtsmontag veranstaltete die Schule einen Elternabend, der sehr gut besucht war. Mit fröhlichem Spiel, Liedern und Volkstänzen erfreuten die Kinder die Zuhörer. Der Kirchenchor umrahmte die Veranstaltung mit passenden Liedern.

Fastenpredigten

An den Fastensonntagen hielt Pater Domenicus nachmittags Predigten, zu denen die Jugend des Moselkrampens von Cochem bis Ediger erschien. Die Kirche war bis zum letzten Platz gefüllt.

Neue Kirchenfenster

Die durch Kriegseinwirkung zerstörten Kirchenfenster wurden durch neue ersetzt. An Stelle der bunten Scheiben trat helles Glas, das die Lichteinwirkung bedeutend erhöhte und die kunstvollen Einrichtungsgegenstände hebt. Die erhalten gebliebenen alten Fenster der linken Seite kaufte die Pfarrei Herdorf (Eifel) für 1400 DM. Die Kosten der neuen Fenster wurden durch Kostsammlung und Geldspenden aufgebracht. Namhafte Summen hat Pater Domenicus von auswärts hereingebracht. Nur wenige Pfarrkinder trauerten den bunten Kirchenfenstern nach. Die Kosten der neuen Fenster betragen 3600 DM.

Orgelmotor

Die Orgel wurde gründlich überholt, gestimmt und mit elektrischem Gebläse versehen. Die Kosten stellten sich auf 1600 DM.

Neue Schultafel

Nachdem die alten Holztafeln, die seit erdenklichen Zeiten ihre Dienste taten, auseinanderfielen, beschaffte die Gemeinde für 135 DM eine neue Tafel.

Obstblüte

Bei günstigem Frühjahrswetter ging die Obstblüte schnell durch und läßt eine gute Ernte erwarten. Die „Eisheiligen“ regierten in diesem Jahr recht strenge. In den Weinbergen der Nebentäler wurde bedenklicher Schaden angerichtet. Wildschweine wühlten die gelegten Kartoffeln aus und richteten großen Schaden an.

Fahnenweihe der Kolpingfamilie

Am Feste Christi Himmelfahrt fand die Fahnen- und Bannerweihe der Kolpingfamilie statt, welche während des Hochamtes von Pater Domenicus vorgenommen wurde. Infolge des äußerst schlechten Wetters war nur ein kleiner Teil der eingeladenen auswärtigen Kolpingfamilie erschienen. Am Nachmittag wurde der Festzug durch den Ort gemacht. Abschließend sprach auf dem Marktplatz Schulrat Dr. Lohsen zu den Kolpingsöhnen. Dann führte der Männergesangsverein Bruttig auf dem Plan das Spiel „Der Geiger unserer lieben Frau“ auf.

Lebhafter Fremdenverkehr

Vor Pfingsten setzte lebhafter Fremdenverkehr ein, der sich von Tag zu Tag steigerte und jetzt vorkriegszeitlichem Verkehr gleichkommt. In der Jugendherberge und im Zeltlager lösen sich Jugendgruppen aus dem Landkreis Bonn nach 14tägigem Aufenthalt ab.

Skapulierfest

Das Skapulierfest wurde in diesem Jahre in größerem Rahmen gefeiert. Nach der Nachmittagsandacht (während) in der Prälat Dr. Kammer aus Trier die Festpredigt hielt, fand unter großer Beteiligung der Gläubigen aus den Nachbarpfarreien eine Sakramentsprozession durch den Ort statt.

Schulentlassung

Am 27. Juli wurden 5 Knaben und 2 Mädchen aus der Schule entlassen. Im Frühgottesdienst fand die kirchliche Entlassungsfeier statt. Im geschmückten Schulsaale erfolgte dann die Schulfeier, zu der sich Seelsorger und Eltern einfanden.- Der Schüler Bernhard Schneiders begab sich in das Internat der Karmeliten in Bamberg. Die Schülerzahl sank auf 27. Ein Mädchen wurde aufgenommen.

Am 14. August fanden die Wahlen zum deutschen Bundestag statt. Das Ergebnis der Wahl war folgendes:

Wahlbeteiligung:           87,5%
CDU                                  95 Stimmen
SPD                                     8      
FDP                                     3      
KPD                                     1     

Heimkehr

Am 3.9.49 kehrte Alois Sausen und am 13.9. Markus Bauer aus russischer Kriegsgefangenschaft heim.

Vorstehender Aufsatz rief unter der Bevölkerung einen Sturm der Entrüstung. Besonders verübelt wurden die Ausführungen über Ackerland und Weinberge, – die unrichtig sind – die Heirat der Kochems – Ostermanns, die Bemerkungen über Nachkommenschaft mit jüdischem Einschlag. Der Ortsbürgermeister beschwerte sich energisch bei der Schriftleitung der Rheinzeitung; die Zeitung wurde restlos abbestellt. Die Redaktion zahlte daraufhin an die Gemeinde einen Sühnebetrag von 400 DM und lieferte die Zeitung ¼ Jahr frei.

Fremdenverkehr

Der Fremdenverkehr war in diesem Sommer äußerst rege. Tag für Tag brachten Omnibusse hunderte von Gästen, die hier den Nachmittag verbrachten und abends wieder abfuhren. In den Wiesen oberhalb des Dorfes stand eine kleine Zeltstadt, in die der Landkreis Bonn seine erholungsbedürftige Jugend schickte. Geschäfte und Gastwirtschaften hatten viel zu tun. Der Bäcker Karl Schweitzer baute im Frühjahr um und richtete ein Cafe ein. Die Unkosten des Umbaues konnte er aus den Einnahmen des Sommers decken. Das beste Geschäft aber machte der Fährmann.

Guter 1949er

Die Traubenlese begann am 7. Oktober und brachte durchschnittlich ein halben „Herbst“. Die Qualität übertraf alle Jahrgänge seit 1945, die alle gut waren. Die Mostgewichte hielten sich zwischen 85 und 100 Grad nach Öchsle. Trauben und Most wurden nicht gekauft, jetzt schreitet man zu Notverkäufen, wobei für das Fuder nur 1300 DM erzielt wurden.

Mitternachtsmette

Erstmalig nach Übernahme der Pfarrei durch die Karmeliten wurde die Christmette um Mitternacht gehalten. Aus den Nachbardörfern waren viele Gläubige erschienen, so daß die große Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt war. Die Leistungen des Kirchenchores und besonders des Kinderchores haben die fremden Besucher angenehm überrascht.

Vom Wetter

Die erste Hälfte des Winters herrschte sehr mildes Wetter. In der Weihnachtszeit flogen an manchen Tagen die Bienen.

Silvester

Silvester verlief sehr ruhig, da der Weinabsatz ganz stockt, macht sich Geldknappheit bemerkbar, und die Jugend blieb den Wirtschaften fern. Nur in einem Privathause scheint man gut gefeiert zu haben, denn in den frühen Morgenstunden flogen die Blumentöpfe durch die Fensterscheiben auf die Straße.

Geschichte der Schule

Über die Anfänge der Schule in Beilstein ist wenig zu erfahren. Die erste Schulchronik ist bei einem Brande in der Wohnung des Lehrers Feiden verbrannt. Nach Aufzeichnungen in der Pfarrchronik hat bereits Peter Moselanus die Schule in Beilstein besucht. Zur Zeit der Karmeliten bestand eine Winterschule, deren Lehrer die Patres waren. Das Schullokal befand sich im alten Kloster, dem heutigen Gasthaus Bauer. Mit dem Umzug der Mönche in das neue Kloster wurde auch das Schullokal dorthin verlegt.

Der erste weltliche Lehrer war ein geborener Beilsteiner – Kölzer. Auf diesen folgte Christian Lang von 1805-1809. Er hatte Schule und Wohnung in dem Teil des Klosters, den die Poltersdorfer abgerissen haben. Lang ließ sich nach Düngenheim versetzten, wo er 1812 starb. Johann Wagner, der Nachfolger, Sohn des Lehrers von Sehl hat keine pädagogischen Studien gemacht, sondern nur als Sekretär bei einem Notar in Kaisersesch in Dienst gestanden. Unter ihm wurde das Schullokal zurück in das alte Kloster verlegt, da Bürgermeister Kläser das Kloster gekauft hatte und damit weitere Geschäfte machen wollte. Das Wirtszimmer des Gasthauses Bauer war Schule.

Wagner dankte als Lehrer ab. Ihm folgte etwa 1812 Ludwig Metzger, gebürtig aus Kapellen am Rhein. Unter ihm wurde das Schullokal auf die nördliche Seite des Dorfes verlegt. (Wird heute von Alois Porten bewohnt). Das Schulzimmer war sehr klein. Die Schülerzahl soll nie mehr als 12 betragen haben. Später siedelte Lehrer Metzger mit seiner Schule in die zur Schule umgebaute alte Pfarrkirche über. Lehrer Metzger besuchte bis zum 11. Jahre die Schule in Kapellen, kam dann als Magazinbursche in einen Ladengeschäft nach Koblenz und wurde dann Sekretär in diesem Geschäfte. Als er in Beilstein für seinen Chef Wein einkaufen sollte, lernte er seine zukünftige Frau kennen. Als Lehrer Wagner abdankte, stellte ihn Pfarrer Burg für 20 Taler als Winterlehrer an und bald darauf für 55 Taler als Sommer- und Winterlehrer. Er verwaltete die Schule 22 Jahre und gab auch Unterricht in dem von Pfarrer Pellenz gegründeten und von Pfarrer Burg weitergeführten Pensionate, in dem sich 18-20 Studenten aufhielten.

Der Nachfolger Wilhelm Steil stammte aus Simmern, heiratete Maria Anna Becker aus Beilstein, die nach dem Tode ihres Mannes mit ihren Kindern nach Amerika zog.

Josef Precking, ein Westfale, hatte Medizin studiert und diese auch als Lehrer häufig praktiziert. Als die Engländer die Bierbrauerei in Mesenich anlegten, wurde er, da er der englischen und lateinischen Sprache mächtig war, der intimste Freund des Hauptbierbrauers Greffin Foner. „Leider war er dem Trunk ergeben.“  Precking war nur kurze Zeit in Beilstein und kehrte von hier in seine Heimat zurück.

Josef Müller, in Kreuznach geboren, heiratete Maria Rengel, um ihretwillen er eine Zeit lang suspendiert und brotlos war. Er wurde später nach Dommershausen versetzt.

Josef Schmitt aus Sobernheim, verheiratet mit Elisabeth Kölzer von hier, ist seit 1866 in Beilstein gestorben.

Peter Simon war von 1866 bis 1871 Lehrer in Beilstein und wurde dann nach Waldesch versetzt.

Peter Anheier aus Kärlich heht 1876 nach Poltersdorf. Bis dahin versahen sämtliche Lehrer den Küster- und Organistendienst. Anheier legte den Küsterdienst 1873 nieder. Die Schule zählte 1876 32 Christen und 12 Israeliten.

42 Kinder, davon 13 Israeliten

Anton Leusch aus Mastershausen tritt 1876 die hiesige Lehrerstelle an und wird 1880 nach Alf versetzt. Ihm wird der Küsterdienst angeboten, doch er lehnt ab, da das Honorar dafür zu gering sei. – Es folgten als Lehrer:

Karl Feiden          von 1880 -1895

Erich Bernardi     von 1895-1899

Matthias Lentes  von 1899-1904

Peter Demmer     von 1904-1912

Jakob Dünchem   von 1912-1921

Albert Lenz           von Okt. 1921 -April 1922

Josef Kahlki          von 1922-1940

Hans Kirchgäßer von 1940-1941

Heinrich Höhnen        1941-1942

Lohrum                         1942-1944

Frau Klapperich           1945-1946

Josef Kahlki                  1946-1965

Die Israeliten hatten lange Zeit hindurch ihre eigene Schule in dem heutigen „Gäßchen“. Das Gebäude nennt man noch heute „Judeschul“. Erst unter dem preußischen Regiment besuchten auch die Judenkinder die Christenschule und mußten anfangs mit Strafe in dieselbige gezwungen werden.

30.12.49 Kahlki