Schulchronik Jahr 1947
Kalter Winter
Der starke Frost hält ununterbrochen bis anfangs März an und richtet unter den Weinstöcken Schaden an. Die Weinsaat ist sehr mitgenommen. Der Mörsdorfer Schäfer, der für den Winter hier Aufenthalt genommen hat, verliert infolge der Kälte und der vereisten Fluren 1/5 seines Schafbestandes.
Wahlen am 18.5.47
Zusammen mit den Landtagswahlen finden am 18. Mai die Volksabstimmungen über die Verfassung und die Bekenntnisschulen statt. Das Ergebnis ist wie folgendes:
Landtagswahlen
Stimmberechtigte: 128
Abgegebene Stimmen: 100
Gültige Stimmen: 83
Stimmen für die CDU: 61
Stimmen für die SPD: 8
Stimmen für die KPD: 14
Volksabstimmung: Verfassung
Abgegebene Stimmen: 100
Gültige Stimmen: 81
Stimmen mit „Ja“: 55
Stimmen mit „Nein“: 26
Volksabstimmung: Schule
Abgegebene Stimmen: 100
Gültige Stimmen: 70
Stimmen mit „Ja“: 50
Stimmen mit „Nein“: 20
Starkes Auftreten des Kartoffelkäfers
Der Kartoffelkäfer tritt in diesem Jahr besonders stark auf. Seinem Vernichtungswerk wird aber durch Spritzen Einhalt geboten. Wenn auch das Wachstum der Pflanze durch die Bekämpfung etwas gehemmt wird, so ist doch der Erfolg fast 100prozentig.
Reger Betrieb in der Jugendherberge
Nachdem in einer besonderen Feier im Herbst 1946 die Jugendherberge von der Militärregierung den Deutschen Herbergsverband übergeben wurde, fanden im Frühjahr und Sommer laufend Lehrgänge statt. Es wurden Kurse für Volksgesang, Volkstanz, Laienspiel und dergleichen abgehalten.
Große Dürre
Dem langen, kalten Winter ist ein sehr trockener Sommer gefolgt. In den Monaten Juni, Juli und August gab es keinen Regen. Das Thermometer zeigte fast durchgehend 25-30 Grad im Schatten. Die ältesten Leute können sich eines solch regenarmen Jahres nicht erinnern. Der Roggen war notgereift und lieferte nur 50% einer normalen Ernte. Die Frühjahrskartoffeln versagten ganz, die Gemüsegärten lieferten nur ganz geringe Erträge.
Schulentlassung
Zu Beginn der Sommerferien wurden 4 Jungen und 2 Mädchen aus der Schule entlassen.
Vom Unterricht
Der Unterricht krankt zur Zeit sehr an dem Fehlen von Lehr- und Lernmitteln. Dem 5.-8. Schuljahr stehen keine Lese- und Sprachbücher zur Verfügung, Rechenbücher sind nicht vorhanden. Die Lücken, die infolge des Krieges im Wissen der Schüler entstanden, lassen sich nur sehr langsam aufholen. Die durch die Notzeit bedingte schlechte Ernährung der Kinder läßt diese nur müde und abgespannt dem Unterricht folgen.
Abgabe des Filmgerätes
Das Filmgerät der Schule mußte leider abgegeben werden, da viele Schulen durch die Einwirkungen des Krieges um ihr Gerät gekommen sind und nun zunächst größere Schulen damit versorgt werden müssen.
Beilstein, den 1. September 1947
Kahlki, Lehrer
Schulaufnahme
Zu Beginn des neuen Schuljahres wurden 2 Jungen und 3 Mädchen aufgenommen. Die Schülerzahl beträgt 39.
Beginn der Lese
Auch die Trauben sind in diesem Jahr früh reif. Schon im August fand man in den guten Lagen reife Trauben. Da am 4. Und 5. Oktober das Thermometer auf -2 Grad fiel, begann man am 6. Oktober mit der Lese. Im Durchschnitt erzielte man einen halben Herbst. Es ist das typische Jahr der Nebenlagen, weil dort auch bei der diesjährigen Trockenheit durch geeignete Bodenbearbeitung genügend Feuchtigkeit im Boden verblieb. Stellenweise rechnet man in diesen Lagen mit einem volen Herbst. Auch hier gab es ohne Verbesserung, die man wegen des fehlenden Zuckers nicht hätte durchführen können, einen guten Wein. Das Mostgewicht betrug 75-95 Grad nach Öchsle bei einem Säuregehalt von 6-8 pro Mille.
Neue Briefmarken
Die Post gab zu Beginn des Jahres 1947 neue Postwertzeichen heraus, die die Marken der „Zone Francaise“ ablösten.