Schulchronik Jahr 1945

Das Ende

Die Front rückt immer näher. Am 14. März wird das Artilleriefeuer von den Ellenzer Bergen auf die diesseitigen Höhen eröffnet. Die Einwohnerschaft sitzt 3 Tage und Nächte im Keller, während die Geschosse über das Dorf hinwegorgeln. Eins verirrt sich in das Dachgeschoss des Zehnthauses, richtet aber nur wenig Schaden an. In der Nacht vom 16. Zu, 17. März verlassen die letzten Deutschen Truppen den Ort. Am 16.3. sieht man amerikanische Kolonnen den Ellenzer Berg herunterkommen. Am Vormittag des 17.3. kommen noch versprengte Deutsche Truppen in Eile durch den Ort. Am Nachmittag desselben Tages erscheinen 10 amerikanische Soldaten von Briedern kommend , durchsuchen einzelne Häuser und lassen die sich im Ort befindlichen Waffen auf den „Plan“ bringen und ziehen später in Richtung Engelport ab. Die Bewohner sind in keiner Weise belästigt worden. Der nationalsozialistische Ortsbürgermeister und zwei seiner Mitarbeiter wurden interniert. Zum neuen Ortsoberhaupt wird Josef Schilken bestimmt, der dann das Amt wegen seines hohen Alters an Edmund Kochems abgibt, welcher dasselbe in der schweren Zeit zur allgemeinen Zufriedenheit ausübt.

Französische Besatzung

Ende Juli wurde der südliche Teil der Rheinprovinz von französischen Truppen besetzt.

Wiedereröffnung der Schule

Auf Anordnung der Militärregierung blieben sämtliche Schulen bis auf weiteres geschlossen, weil bis zur Wiedereröffnung eine Überprüfung der Lehrmethoden, der Lehrbücher und Lehrkräfte stattfinden sollte. Am 1. Oktober wurde der Unterricht mit 41 Schülern wieder aufgenommen. Frau Lehrerin Klapperich aus Alf wurde mit der Verwaltung der Schulstelle beauftragt.

Kein Herbst

Die Weinernte fiel so gering wie noch nie aus. In der Hauptsache wurde die Mißernte dadurch hervorgerufen, daß die Weinberge nicht rechtzeitig gegraben, gespritzt und ausgekrautet wurden. Dadurch nahmen die Schädlinge überhand. In ganz kurzer Zeit wurden die vorher glänzenden Aussichten auf eine große Weinernte zunichte gemacht. Ganze Berge standen schon seit September ohne Laub da. Nur hier und da fand man einen Weinberg mit Trauben, weil seine Besitzer zufällig genug Arbeitskräfte und Kupfervitriol hatte, ihn zeitig zu spritzen. Was geerntet wurde, gab einen hochfeinen Tropfen, waren doch die Mostgewichte 85 bis 104 Grad. Überaus reichlich war die Obsternte.