Schulchronik Jahr 1933
Aus der alten Schule ist durch Ausbau ein schöner Jugendsaal gemacht worden. Die Arbeiten wurden vom freiwilligen Arbeitsdienst, der im Herbst des Jahres 1922 hier eingerichtet wurde, geleistet. Die erste Veranstaltung in dem neuen Saale machte die Schule durch einen Elternabend. Die schulentlassenen Jungen richteten mit Eifer die Bühne her, putzten den Saal und schafften Sitzgelegenheit. Es muß hier anerkennend festgestellt werden, das die erwachsene Jugend restlos ihre Mithilfe anbot. Der Elternabend verlief recht anregend und hat wohl seinen Zweck, die Eltern für die Arbeit der Schule zu interessieren, das Band zwischen Elternhaus und Schule fester zu knüpfen und nicht zuletzt den Leuten in dem öden Einerlei eine Abwechslung zu bieten, erfüllt. Nach einer Ansprache wechselten Gedichte, Theaterstückchen und Lieder. Das Programm war folgendes:
1. Ansprache
2. Gedicht
3. Prolog
4. Auf der Sternenau
5. Lied des M.G.V. (Heimweh)
6. Der Stiefkinder Weihnachten
7. Lied des M.G.V. (Ave Maria)
8. Annemaries Himmelfahrt
9. Schlußwort
Von dem Reinertrag (49 M) schenkte die Schule der Kirche 25 M, der Rest wurde zu einem Ausfluge verwandt. Der Winter verlief sehr milde, kaum daß einmal Schnee lag.
Die Reichs- und Landtagswahlen verliefen ruhig es ist zu keinerlei Reibereien gekommen. Die Zählung ergab:
Reichstag Landtag
1 Nationalsozialisten 69 68
2. Sozialdemokraten 1 1
3 Kommunisten 9 9
4 Zentrum 52 55
5 Kampfbund 5 4
6 deutsche Volkspartei 1 1
Deutsche Bauernpartei 1 –
Ostern
Ostern 1933 wurden 2 Kinder entlassen und 4 aufgenommen – die Schülerzahl stieg von 23 auf 25.
Hitlers Geburtstag
Gelegentlich der Geburtstagsfeier des Herrn Reichskanzlers erhiebt die Schule von der Gemeinde ein Bildnis des großen Führers. Außerdem wurden die Kinder mit einem Brezel beglückt.
Tag der nationalen Arbeit
Der Tag der nationalen Arbeit gestaltete sich zu einer erhabenden Kundgebung. Am Vorabend des Festes bewegte sich ein Fackelzug, an dem sich außer SA und F.A.D. sämtliche Vereine des Ortes, die Schule und der größte Teil der Bevölkerung beteiligte, auf die Burg – voran die SA-Musikkapelle Briedern. Ein mächtiges Feuer entflammte und trug seinen hellen Schein weit ins Moseltal. Die Flammenrede hielt der Führer des Arbeitslagers. Darauf sang der M.G.V. ein Heimatlied. Nachdem das Deutschland- und Horst-Wessel-Lied verklungen war, tastete man sich bei strömendem Regen und finsterer Nacht von der Burg. Im Jugendsaale weilte man dann noch einige Zeit bei Sang und Klang zusammen. Am Sonntag den 1. Mai trat man an der Mosel zu gemeinsamen Kirchgang an. Nach dem Hochamt hielt man eine kurze Feier am Kriegerdenkmal. Am Nachmittag zogen SA und die Mitglieder der N.S.D.A.P. zur Feier nach Senheim.
Schlageterfeier
Am Sonntag den 28. Mai fand in Beilstein eine sehr schöne Schlageterfeier statt. Wieder war es der „freiwillige Arbeitsdienst“, der den Hauptteil zum Gelingen der Feier beitruge, der auch dieselbe leitete. Auf dem Plan sammelte sich die S-A und Schulen der Moselorte der Bürgermeisterei. Auch die Schule von Grenderich war erschienen. Der Platz war viel zu klein, um all die Menschen zu fassen. Fenster und Dachlucken der umliegenden Häuser waren besetzt. Auf der Zehnthausterrasse hatten die Fahnen der SA aufstellung genommen. Auch eine Abordnung des Bundes deutscher Mädchen Mesenich ist erschienen. Auf der oberen Terrasse der Jugendherberge konzertiert die Senheimer Feuerwehrmusikkapelle, auf der unteren ist der M.G.V. „ Moselgruß“ Beilstein versammelt. Es wickelt sich nun eine erhebende Feier mit folgendem Programm ab:
1. Begrüßungsansprache von Lagerführer Goller
2. Gedicht – vorgetragen von den SA-Männern Eduard Schilken und Karl Rengel
3. Musikstück
4. Gedicht – vorgetragen vom Hitlerjungen Josef Porten
5. Männerchor: Er singt bei gedämpfter Trommelklang
6. Festrede Gardt
7. Schlageterlied
8. Festspiel: Der Reich (…?) – aufgeführt vom (…?)
9. Musikstück
10. Männerchor; Vaterlandslied (Und hört ihr das mächtige Klingen)
11. Ansprache Bürgermeister Schmitz
12. Musikstück
Wallfahrt nach Trier
Im „Heiligen Jahr“ 1933 wurde in Trier der Heilige Rock gezeigt. Der Wallfahrtstag der Pfarrei war der 15. August. Um 7 Uhr gings von Cochem mit dem Pilgerzug nach Trier. Dort angekommen, wurden wir auf dem Bahnhof durch Lautsprecher begrüßt, dann zogen wir betend und singend nach dem Maximinplatz. Hier erhielten wir durch Lautsprecher weitere Anweisungen für den Tag: Um 16.00 Uhr sollten wir uns auf genanntem Platz sammeln und dann nach dem (…?) marschieren. Nun zerstreuten sich die Pilger, um die Kirche und sonstige Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Um 16 Uhr war alles wieder auf dem Maximenplatz und wartete auf den Abmarschbefehl nach dem Dom. Statt des ersehnten Befehles wurde uns kund getan, daß wir noch ungefähr 2 Stunden warten müßten; Sonderpilger, die an diesem Tage in großer Anzahl erschienen waren, sollten ………
Der Text bricht hier abrupt ab. Die folgenden Seiten, in der Schulchronik die Seiten 31 und 32 fehlen. Auch dieses doppelseitig beschriebene Blatt wurde sauber mit einem Messer entfernt !!! Die Chronik ist dann erst wieder ab Seite 33 vorhanden. Laut einer handschriftlichen Notiz des am 1. August 1946 wieder angestellten Lehrers Kahlki (er war vom Februar 1940 bis 1945 nach Graudenz versetzt gewesen) hatte er die Schulchronik im Jahre 1940 dem seinerzeitigen NSDAP Ortsbürgermeister Porten übergeben. Nach seiner Wiedereinsetzung musste Kahlki das Heraustrennen von insgesamt 7 Seiten aus der Chronik feststellen.
Herbst
Der diesjährige Herbst fällt zu aller Zufriedenheit aus. Für die Trauben werden 22-24 M bezahlt gegen 8 M im Vorjahre. Der 33er verspricht ein ausnahmsweise gutes Tröpschen zu werden, man spricht davon, daß er den 21er übertreffen wird.
Martinsfeier
Auch in diesem Jahr gestaltete sich die Martinsfeier sehr erhebend. Zum erstenmal ritt in diesem Jahre St. Martin dem Fackelzuge voran. Am Wege zum Martinsfeuer lag auch der „arme Mann“. Die Szene, die sich da abspielte, war sehr nett. Die Kinder erhielten am Schluß der Feier von St. Martin eine Brezel. Die Reichstagswahl und die Volksabstimmung am 11. November 1933 hatte folgendes Ergebnis: Am 162 Stimmberechtigten waren 159 zur Wahl erschienen, von diesen wählten zum Reichstags 142 gültig – 17 ungültig, die Volksabstimmung ergab 152 ja-Stimmen, 1 nein-Stimme 6 ungültige Stimmen.
Goldene Hochzeit
Am neunzehnten Februar feierten die Eheleute Johann Kochems II ihre goldene Hochzeit. Dieses seltene Fest wurde in Beilstein zuletzt vor 43 Jahren gefeiert.
Über das Fest selbst nebenstehender Zeitungsbericht: