Schulchronik Jahr 1933
Es ist dieses das zweite Buch der Beilsteiner Schulchronik
1928
Im Januar veranstaltete die Schule einen Elternabend im Jugendheim.
Nach einer Ansprache wechselten Darbietungen der Kinder und Gesangsvorträge des Kirchenchores ab. Besonders gefiel das Märchenspiel „Märchen im Walde“.
Der Reinertrag – 33,50 M – soll den Kindern einen größeren Ausflug ermöglichen.
Ostern 1928 wurden 5 Kinder entlassen und 1 Mädchen aufgenommen.
Die Schülerzahl sank auf 24.
In den Nächten vom 9. – 12. Mai wurde die Mosel von Frost heimgesucht.
In Beilstein war der Frostschaden nicht sehr bedeutend.
Am 20. Mai waren die Reichstags- und Landtagswahlen. Es machte sich bei diesen
Wahlen überall eine große Zersplitterung der Stimmen bemerkbar.
Hier ergaben sich nicht weniger als 8 Parteien und zwar:
Zentrum : 86
Sozialdemokraten: 24
Deutschnational: 17
Demokraten: 6
Kommunisten: 6
Deutsche Volkspartei: 3
Pfarrer Graeber: 2
Bauernpartei: 1
Nachdem das Frühjahr viel Regen gebracht hatte gedeihen in dem trockenen Sommer weniger.
Schulausflug
Am 26. Juli machte die Schule einen Tagesausflug nach Bad- Bertrich.
Morgens früh wanderten wir nach Eller um von dort aus mit dem Zug nach Bullay
zu fahren. Von dort marschierten wir das herrliche Tal entlang nach Bertrich.
Die immer wechselnden Landschaftsbilder ließen Sonnenhitze und Müdigkeit vergessen. Welch neue, gewaltige Eindrücke erhielten die Kinder in dem Bachort.
Am Eingange beschäftigte sie eine Weile der Teich mit den Schwänen.
Kurhaus, Quelle, Badegäste mit ihren Wasserglas in der Hand, Kurmusik bleiben den Kindern unvergesslich. Quelle, sowie Römerkessel versetzten uns in die Römerzeiten. Wir sahen die Käsegrotte und einen Teil der schönen Spazierwege. Nach einer Ruhepause gings wieder zu Fuß nach Alf. Dort bestiegen wir den Moseldampfer und fuhren die Schönheiten der Mosel genießend, nach Hause.
„Mutter, Vater, so schön wie heute war es noch nie!“ So gegrüßten die Kleinen ihre Eltern, und dann ging das Erzählen an. – Der Ausflug gab uns Stoff für so manche Unterrichtsstunde.
Schulausflug
Ein zweiter Ausflug führte uns am 4. August nach dem Arenberg bei Koblenz. Die Reisekosten wurden von dem Reinertrag des letzten Elternabendes bestritten. Die Augen der Kinder glänzten, als sie den „Vater Rhein“mit dem regen Schiffsverkehr erblickten. Nun erkannten sie so recht die Wichtigkeit des Stromes für das Wirtschaftsleben. Am Görres-Denkmal unterhielten wir uns über die Bedeutung des Großen Görres. Dann gings über die Schiffsbrücke nach Ehrenbreitstein um von dort aus mit der Elektrischen nach dem Arenberg zu fahren.
In den Anlagen verfolgten wir die Heilsgeschichte. Nach Besichtigung der Pfarrkirche machten wir einen Ruhepause. Zu Fuß gings dann nach Koblenz zurück an das „Deutsche Eck“. Von da aus marschierten wir zum Bahnhof und das Dampfross trug uns der Heimat entgegen.
Ungewöhnlich kalter Winter 1929
Der Januar brachte
Am 11. und 12. Februar zeigte das Thermometer minus 20 Grad. M 12. Februar stellte sich das Mosel-Eis und am 13. Februar überquerten die ersten Waghalsigen die zugefrorene Mosel. War das eine Kälte! Die Straßen menschenleer, nur hier und da hastete jemand über den knirschenden Schnee. Die Wasserleitungen froren zu. Zuletzt war der Wasserhahn im Keller meiner Dreizimmerwohnung die Zufluchtsstätte des halben Dorfes. Der Brennvorrat schmolz beängstigend zusammen.
Woher jetzt Kohlen bekommen? Am 15.2. sah man dann die Leute mit Handkarren über die Eisbrücke nach Ellenz fahren um Heizmaterial zu besorgen.
Ich folgte ihrem Beispiel, und mit 5 Zentner Last gings im Trab über das Moseleis.
Am 18. 2. benutzte das erste Personenauto die Naturbrücke. Angst schien sich doch bei den Insassen einzustellen, denn auf dem Eis angelangt, gab der Fahrer Vollgas und sauste dem anderen Ufer zu. – Sämtliche Arbeit ruhte infolge der Kälte;
Die Zeit wurde den Leuten lang. Die Jugend fand bald einen Zeitvertreib .
Mitten auf der Mosel wurde ein Fußballplatz hergerichtet, wo sie sich Tag für Tag vergnügten. Sonntags zeigte die Mosel ein bunt bewegtes Bild. Alles tummelte sich auf dem Eise. Sogar die alten Männer versuchten die Gelenkigkeit ihrer Glieder auf der Rutschbahn. Es machte ihnen sichtlich Spaß, ungeachtet der Purzelbäume, die geschlagen wurden. – Wie schön, wie praktisch war doch die Eisbrücke; konnte man doch getrost spät abends hinüber, ohne erst Stunden lang sein „Hol über“ ertönen zu lassen.